HHoellViertel 

 

Kulturhistorischer Reiseführer

von

Dr. Karl-Heinz Otto

 
 
 

Kaum einer der Potsdam-Besucher verzichtet auf die Frage: Wie kommt wohl dieses Holländische Viertel an die märkische Havel? Und oft geraten die Antworten recht simpel, denn da finden sich immer wieder die Eilfertigen, denen niemals Zweifel aufkommen.

»Aber klar doch«, wissen sie, »die Hohenzollern hatten schon immer einen Hang zum Holländischen. So war der puritanische Soldatenkönig in das saubere Musterland geradezu vernarrt. Als er wieder einmal im erlauchten Kreis des berühmten Tabakskollegiums drüben im Stadtschloss saß und wie gewohnt die holländischen Pfeifen aus allen Tonköpfen qualmten, kam Friedrich Wilhelm die Idee: Ein paar Häuser in holländischer Manier würden der erst in seiner Phantasie bestehenden Potsdamer Neustadt gut zu Gesicht stehen. Und da der ›Dicke Wilhelm‹ ein Mann der Tat war, konnte man schon bald die vier Karrees mit den rotziegligen Holländerhäusern bewundern.«

Wenn auch ein Körnchen Wahrheit in dieser fiktiven Antwort steckt und aus dem Tabaksqualm der holländischen Pfeifen Friedrich Wilhelms manche Idee gequollen sein mag, so begann das Vorspiel zu Potsdams Holländer-Viertel ein wenig prinzipieller.

Außer den aus Frankreich vertriebenen Hugenotten bestimmten vor allem niederländische Handwerker und Künstler das Gesicht der unweit Berlins aufstrebenden Hohenzollern-Residenz Potsdam. Die Architekten Johann Gregor Memhardt (1607 - 78), Johann Arnold Nering (1659 - 95) und Jan Bouman (1707 - 76) trugen die fortschrittlichen Ideen der Baukunst der Niederlande nach Potsdam.

Doch während die niederländisch geprägten Stadtdominanten Potsdams Stadtschloss, Garnison- und Heiligengeistkirche, das holländische Bassin und der holländischen Grachten entlehnte Kanal Opfer des letzten Weltkrieges und mangelnder kulturhistorischer Sensibilität wurden, trotzte das Holländische Viertel allen Wirren der Geschichte.

Als Teil des schützenswerten Weltkulturerbes erinnert das außerhalb der Niederlande einmalige in holländischem Stil gestaltete Bauensemble an die Hoch-Zeit niederländischen Einflusses auf Potsdams architektonische Ausgestaltung während der segensreichen Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. (1713 - 40). Neben dem königlichen Sanssouci gehört das märkische Klein-Holland heute zu den begehrtesten Touristen-Magneten der brandenburgischen Landeshauptstadt und des Landes Brandenburg.

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